Bin ich sprachunbegabt? Das Empfinden, sich sprachlich nicht zu verbessern, nicht voran zu kommen, ist typisch für ein Kommunikationstraining.
Warum? Menschen, speziell in Deutschland, werden durch Schule und Uni sehr theoretisch gebildet. Sie arbeiten ein Buch nach dem anderen durch und so entsteht der Eindruck des Vorankommens. Später zeigt sich, dass dieser Eindruck trügerisch war.
Dann, wenn der Berufstätige, der täglich zwar E-Mails auf Englisch schreibt, plötzlich unsicher und stotternd Englisch spricht. So kam er in einem traditionellen, sicher wirkenden Englischkurs zwar theoretisch voran, nicht jedoch sprachlich.
Wären die "Schüler" tatsächlich vorangekommen, würden sie heute im Beruf Englisch sprechen. Sie würden nicht die 17 Zeiten in einem Zeiten-Wirrwarr durcheinander bringen. Das, obwohl sie die Zeitformen bei einem Realschul-Abschluss sechs Jahre und mit Abitur neun Jahre lernten. Das bedeutet nicht, dass sie sprachunbegabt sind. Sie sind lediglich untrainiert.
Was aber in Erinnerung bleibt, ist: Wir arbeiteten in 9 Jahren 9 Bücher durch. Deshalb kamen wir voran. Es gibt Lehrer, die sich freuen, dass sie 15 Lektionen in 9 Wochen durcharbeiteten. So theoretisch ist Schule. Es ist ihnen nicht wichtig, dass ihre Teilnehmer/innen tatsächlich etwas können. Für sie zählt allein die Anzahl der besprochenen Lektionen. Unabhängig davon, was Menschen dabei tatsächlich verstanden, an was sie sich erinnern, was sie im Leben auf Englisch sagen und verstehen können. Theorie pur.
Bei einem Kommunikationstraining bewegen Sie sich zugegebenermaßen in dieser Hinsicht auf Eis. Glatt. Sie haben kein Buch, machen sich Notizen, die Sie oberflächlich überarbeiten. Sie haben von Woche zu Woche keinen wirklichen "Beweis", was Sie tatsächlich lernten und - was Sie nun besser können als die Woche zuvor. Und das, obwohl Sie auch hier Grammatik trainierten.
Bei einem Praxis-Training arbeiten Sie keinen Lehrstoff ab. Sie lernen nicht passiv. Sie trainieren statt dessen aktiv, Ihr Wissen umzusetzen. So, wie Sie als Sportler auch auf dem Sportplatz aktiv trainieren, um die Sportart zu können. Lernen Sie viel Theorie über die Sportart? Dann WISSEN Sie viel darüber. KÖNNEN Sie diese Sportart deshalb?
Unsere subjektive Wahrnehmung, die mitunter von der Realität abweicht, ist trügerisch. Besonders wenn es sich um alte Denkmuster aus Schulzeit und Kindheit handelt. Diese überdenken wir nicht mehr, wir nehmen sie gewohnheitsmäßig hin. Ein Humorist* bemerkte dazu treffend: "Sie müssen nicht alles glauben, was Sie denken!"
Wenn Sie jede Woche trainieren, bleibt die Sprechpraxis erhalten. Wenn das Training ab- und unterbrochen wird, schwindet es. Wie beim Fitness- und Konditionstraining. Nach 2 Wochen ohne Training geht´s bergab. Wissen bleibt, Können verschwindet mangels Training.
Der Jongleur weiß nach 30 Jahren ohne Training noch wie Jonglieren funktioniert. Aber er kann es nicht mehr.