Lesen, Lernen und schriftliche Übungen sind für berufstätige Teilnehmende einfach zu praktizieren. Genauso einfach, wie es das bequeme Abarbeiten einer Lektion nach der anderen für den klassischen Sprach-Lehrer ist.
Er arbeitet mit dem Lehrbuch seit Jahren, er hat eine Lehrer-Handreichung. Das ist ein weiteres Buch, das ihm zeigt, was er Sinnvolles mit dem Buch bewirken kann (Da wollten wir schon als Schüler immer drankommen).
Lehrer*innen wissen somit genau, was auf der nächsten Buchseite steht, welcher Gag an welcher Stelle zum kleinen Lacher führt, welche Hilfe an welcher Stelle hilfreich ist.
Der Mensch ist bequem und so kommt es, dass sich die Bucharbeit bis heute bei Teilnehmern und Lehrern erhalten hat. Auch, wenn Lehrer wissen und Teilnehmer nach Jahren merken: "So lernen wir nie Englisch SPRECHEN!
Der Magnet Bequemlichkeit und Gewohnheit führt zur Lehrbuch-Abhängigkeit auf bei Lehrern und Teilnehmenden. Sind es Lehrer schon immer, werden auch Kinder, Jugendliche und später Erwachsene zum Lehrbuch-Junkie.
Zwei Gründe:
1. Lehrer wie Schüler/Teilnehmer*innen lernten selten etwas anderes als das Lehrbuch als Medium kennen. Erst seit einigen Jahren gibt es zahlreiche gute zusätzliche Medien, wie Apps, Portale wie
babbel, youtube und andere als Ersatz für theoretisches Lernen.
2. Arbeiten wir das Lehrbuch systematisch durch, gibt es keinerlei Überraschungen für alle Beteiligten. Der Lehrer rutscht nie in Gefahr, keine vorbereitete Antworten auf spontane Fragen geben zu können. Lehr- und Arbeitsbücher werden linear durchgearbeitet, Zeitaufwand und Reaktionen der Zuhörerinnen und Zuhörer sind mit Erfahrung gut einzuschätzen und planbar.
Ein aktivierendes Englisch-Praxis-Training funktioniert hervorragend ohne Buch. Hierbei sprechen und verstehen alle Beteiligten Englisch vom ersten Tag an.
Ihr muttersprachlicher Trainer ist Moderator in einer kleinen Gruppe mit 2-4 Teilnehmenden.
Aufgabe der Trainer ist es, Sie zum Sprechen zu bringen, Sie zu motivieren, Ihnen zu zeigen, wie Sie leichter und schneller das heute Gehörte merken und erinnern. Trainer zeigen Fehler und Lösungen, erklären, wiederholen. Dabei sind Sie trotz eines roten Fadens während ihres Trainings stets spontan und gehen ebenso auf Ihre spontanen Fragen und Beiträge ein.
Das Training soll sich an Ihren sprachlichen Herausforderungen im Beruf orientieren. Persönlich auf Sie zugeschnitten. Das ist leicht, da alle Gruppen sehr klein sind.
Da OK-Trainer*innen nie wissen, welche Themen, welche Fragen sich in der nächsten Minute ereignen, können sie nie vorbereitet sein. Aufgrund dieses aktiven Trainingskonzepts kommt folgendes durchaus vor: Exotische Wortwahl der Teilnehmenden bringt es mit sich, dass Trainer genau dieses englische Wort ebenfalls nicht kennen.
Das ist natürlich, denn auch in unserer Muttersprache kennen wir nicht jeden deutschen Fachbegriff.
Die Kunst bei einem Kommunikations-Training ist es, das Training in Fluss zu halten, so dass es nie langweilig wird. Im Gegenteil: Es soll Spaß machen, damit Sie sich schon auf das nächste Mal freuen.
So sind die abweichenden Begriffe Lehrer und Trainer keine Wortklauberei, sondern berechtigt. Die einen lehren Grundlagen und Theorie, die anderen trainieren mit Ihnen aktive Sprech-Praxis. Fragen und Antworten sollen spontan sein. Warum?
Ist es nicht im Leben ebenso? Im Beruf? Im Meeting, auf der Messe, beim Telefonat? Wissen Sie dort etwa, was später oder am nächsten Tag passiert, welche unvorhergesehenen Aufgaben oder Dialoge in Englisch Sie erwarten? Sicher nicht.
Deshalb ist Bucharbeit nicht nur zur Erlangung der Sprechpraxis ungeeignet, sondern auch inhaltlich. Der Text eines Telefonats gaukelt uns vor, jetzt gewappnet zu sein. Das Gegenteil ist der Fall. Das nächste Gespräch verläuft völlig anders und weil das so ist, bin ich unsicherer.
Vor einigen Tagen sah ich eine Website mit einer Hoffnung erweckenden Headline: Englisch sprechen! Das darunter befindliche Bild zeigte jedoch das Gegenteil: Einen jungen Mann der an einem Tisch sitzt und - in ein Englischbuch blickt. Was hat das mit sprechen zu tun?